Vorgeschichte des spiritismus

Das Hydesville Phänomen

 Am 11. Dezember 1847 zog eine methodistische religiöse Familie, bestehend aus John Fox, seiner Ehefrau Margareth, ihrer Tochter Margareth (14 Jahre alt) und Katherin (Kate - 11 Jahre alt), in ein altes Haus eines Dorfes namens Hydesville in New York, USA (Delanne [3], Doyle [4]).

Im folgenden Jahr erschienen in diesem Haus fremde Geräusche (raps). Bis Mitte März 1848 (Doyle [4]) fühlten sich die Bewohner nicht gestört. Die Geräusche wurden jedoch immer intensiver. In einer windigen Nacht wollte John Fox sicher gehen, dass die Geräusche nicht von der Bewegung der Fensterläden durch den Winde rührten. Deswegen bewegte er die Fensterläden zur Überprüfung ein paar mal. Seine Tochter Kate bemerkte dann, dass die raps dieselbe Anzahl von Geräuschen wiederholten, die ihr Vater erzeugte. Kate klappte dann die Finger mehrere Male zusammen und bat die raps darum, sie zu wiederholen, was diese sofort taten. So begann mit diesen Geräuschen eine Kontaktform, die sich schnell entwickelte.

 Der Urheber dieser Geräusche gab sich als der Geist eines Händlers zu erkennen, der durch den letzten Bewohner dieses Hauses ermordet worden war. Diese Behauptungen wurden später als Beweis durch einen Artikel in der Bostoner Zeitung vom 23. November 1904 bewiesen (Doyle [4]).

 

Tischrücken

 In derselben Zeit (1853 - 1855) gab es ähnliche Phänomene in Europa (Deutschland, England, Frankreich, Italien) und in anderen Teilen der Welt (Brasilien, Canada, U.S.A.). Es gab Tische, die sich erhoben, in der Luft tanzten, schwebten oder sich drehten, ohne dass die Ursache davon herausgefunden werden konnte. Die ganze Sache wurde zu einem Zeitvertreib in den Salons zur Befriedigung der Neugier der Masse.

Die Kodifikation der spiritistischen Lehre

 Ein Professor aus Lyon, namens Hippolyte Leon Denizard Rivail (3.10.1804 - 31.3.1869), der in der berühmten Schule von Pestalozzi erzogen wurde, erfuhr von den Phänomenen, die geschahen. Als er von einem begeisterten Freund (Herr Fortier) eingeladen wurde, um an einer dieser Sitzungen teilzunehmen, sagte er:

 "Ich werde nur daran glauben, wenn ich es entweder selbst sehe oder es mir bewiesen werden kann, dass ein Tisch Gehirn zu denken bzw. Nerven zu spüren hat..." (Barbosa [1]).

 Er nahm eine neutrale Position gegenüber den Ereignissen, die geschahen, und nahm an, dass hinter diesen Phänomenen intelligenter Natur, eine natürliche intelligente Ursache existieren müsste. Somit begann er einen Dialog mit den Tischen und befragte sie in einer systematischen Form. Darüber hinaus begann Rivail, die empfangenen Botschaften zu sammeln, auch die von anderen Gruppen, in allen Ecken der Welt, die oftmals untereinander unbekannt waren. Durch die mühsame Sammel-, Analyse-, Vergleich- und Zusammenstellungsarbeit dieser Botschaften veröffentlichte Rivail mit der Unterstützung der höheren geistigen Welt die fünf Bücher der Kodifikation der spiritistischen Lehre:

 Das Buch der Geister - 18.04.1857

 Die Grundsätze der spiritistischen Lehre über die Unsterblichkeit der Seele, die Natur der Geister und ihre Beziehungen zu den Menschen, die sittlichen Gesetze, das gegenwärtige und das zukünftige Leben, sowie die Zukunft der Menschheit.

 

Das Buch der Medien - 1861

 Eine besondere Belehrung über die Geister, über die Theorie aller Arten von Kundgebungen, die Mittel für den Verkehr mit der unsichtbaren Welt, die Entwicklung der Medialität, über Schwierigkeiten und Klippen, auf die man bei der Ausübung des Spiritismus stossen kann.

 

Das Evangelium nach dem Spiritismus - 1864

 Die Aufklärung der moralischen Gleichnisse Christi, in Übereinstimmung mit dem Spiritismus und ihre Nutzung in verschiedenen Situationen des Lebens.

 

Der Himmel und die Hölle - 1865

 Die vergleichende Prüfung der Lehren über den Übergang vom Körperlichen zum geistigen Leben, die künftigen Strafen und Belohnungen, die Engel und die Teufel, die endlos ewigen Strafen u.s.w. ...; sodann beleuchtet in zahlreichen Beispielen bezüglich der wirklichen Situation der Seele während und nach dem Sterben.

 

Die Genesis - 1868

 Die Wunder und Prophezeiungen zufolge dem Spiritismus.

 Rivail unterzeichnete diese Werke mit dem Pseudonym Allan Kardec, damit sie nicht mit den Werken vermischt würden, die er als Professor veröffentlichte. Der Inhalt und nicht der Name des Autors sollte das Interesse wecken.

 

DIE ASPEKTE DER SPIRITISTISCHEN LEHRE

Philosophisch

 Die Klärung des Warums des Lebens, der Tatsachen und der Ereignisse. Die Frage nach dem Ursprung und der Zukunft der Menschheit.

 

Wissenschaftlich

 Die Bestätigung des philosophischen Wissens durch Experimente.

 

Religiös

 Die moralischen Schlüsse die aus beiden obengenannten Aspekten folgen.

 

DIE GRUNDPRINZIPIEN DER SPIRITISTISCHEN LEHRE

Die Existenz Gottes

 Von dem Prinzip ausgehend, dass alle Ursachen eine Wirkung haben, und dass eine intelligente Manifestation unbedingt eine intelligente Ursache haben muss, bezeichnen wir Gott als die intelligente, universale und unsichtbare Kraft, die unermüdlich das Werk der Natur schafft (Flammarion [6]). Zu ihm gehören die folgende Attribute: einzig, ewig, unveränderbar, omnipotent, unendlich gerecht und gut zu sein.

 

Die Existenz und das Überleben des Geistes nach dem physischen Tod

 Die Geister sind die intelligenten Wesen der Schöpfung. Der Körper ist nicht mehr als eine Hülle, die der Geist zum Zeitpunkt des physischen Todes verlässt. Er behält jedoch seine Individualität.

 

Die Möglichkeiten der Kontaktaufnahme mit den Geistern

 Weil die Geister den physischen Tod überleben, können sie Kontakt mit den inkarnierten Menschen auf der Erde aufnehmen.

 

Die Vielfältigkeit der Existenzen (Reinkarnation)

Der Zweck der Reinkarnation der Geister ist es, ihnen zu erlauben, an ihrer moralischen und intellektuellen Entwicklung arbeiten zu können. Da sie in einer einzigen physischen Existenz die Vollkommenheit nicht erreichen können, ermöglicht Gott den Menschen die Chance mehrerer Inkarnationen (Reinkarnationen).